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Samstag, 1. September 2012

Kleider machen glücklich I

Dieser (und einer der folgenden) Beitrag widmet sich einmal einem ganz anderem Thema, nämlich dem historischer Kostüme. Eigentlich geht es hier vor allem darum, sich Bilder von schönen, aber eigentlich untragbaren Frauenkleidern aus der Zeit von 1770 bis 1830 anzusehen. Den Anfang machen ein paar Roben aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sie können im Kyoto Costume Institute, dem Katalog, aus dem ich sie fotografiert habe (Akiko Fukai / Toru Kogure: Fashion: Die Sammlung des Kyoto Costume Institute. Eine Modegeschichte vom 18. bis 20. Jahrhundert. Bd. 1: 18. und 19. Jahrhundert. Köln, 2005) oder teilweise hier bewundert werden.





Diese Robe stammt aus England und wurde um 1760 gefertigt. Der Seidenstoff ist bereits älter (um 1735); die Volants am Ärmel ("Engageantes") bestehen aus besticktem Leinen, das Fichu aus Baumwolle. Unten ein Detail:

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Dieses sehr edle Kleid à la française (um 1760) wurde aus Seidentaft gefertigt; die Engageantes, Rüschen am Saum des Oberkleides und die Haubenbänder sind aus Spitze aus Argentan (ein Zentrum der Spitzenherstellung in der unteren Normandie).

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Die beiden unteren Roben stammen aus Frankreich, zwischen 1770 und 1775. Beide wurden aus Lyoner Seide gefertigt. Während die Stoffe der Oberkleider sowie der Mieder reich mit bunten Streifen und floralen Mustern verziert sind, sind die Volants an Ärmel und Ausschnitt eher schlicht.


Hier noch einmal ein Detail der gelb-blau gestreiften Robe: der Ausschnitt lässt das Mieder und das Bouquet erkennen. Man sieht auch die vergleichsweise einfache Gestaltung des Fichus.

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Diese Robe aus den 1770er Jahren ist aus weißem, floralen Motiven bedruckten Leinenchintz. Chintz bezeichnet ein in Indien entwickeltes Verfahren der Textlibehandlung, bei der Stoffe (meist Leinen oder Baumwollen) mit einer Art Wachs überzogen werden, das dafür sorgt, dass der Stoff besonders leicht färbbar wird und einen besonderen Glanz bekommt. Aufgrund letzterer Eigenschaft erfreute sich der Chintz großer Beliebtheit in bürgerlichen Schichten, konnte doch so auf preisgünstige Weise und mit größerem Tragekomfort der Schimmer von Seidenstoffen imitiert werden. Die Art des Motivdruckes (die etwas an Vieux Luxembourg-Geschirr erinnert) legt nahe, dass es sich um Toile-de-Jouy handeln könnte, oder diesem zumindest nachgeahmt wurde, wobei weiße Textile mit meist roten oder blauen Genreszenen, Chinoiserien oder floralen Mustern bedruckt wurden.

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Ein weiteres Beispiel für die damals sehr beliebten Stoffmuster im chinesischen oder indischen Stil:

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Eine englische Robe (zu erkennen am schlichteren Schnitt) aus Frankreich um 1780. Trotz des eher bescheidenen Aussehens handelt es sich um ein sehr edles Kleid aus Lyoner Seidentaft. Das bestickte Fichu wurde aus Leinen gefertigt. Die ebenfalls aus Seide gefertigte Haube wird, nach der Kutsche, Calèche genannt und diente, mit Drähten und Fischbeinen gestützt, dem Schutz der damals üblichen hohen Frisuren.

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Diese englische Robe aus den 1780er Jahren wurde aus Baumwollchintz gefertigt. Hier zeigt sich die hervorragende Qualität dieses Materials in Hinblick die Färbung: der Farbdruck à l'Indienne ist intensiv und leuchtend. Unten noch ein Ausschnitt:

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Diese italienische Robe ist eindeutig post-revolutionär: um 1795 änderte sich die Silhouette der Damenkleidung grundlegend und die Taille rutschte nach oben. Dennoch sind in dieser italienischen Robe aus Brokatstoff unübersehbare Spuren früherer Opulenz erkennbar. Das Kleid ist mit Goldfäden und grüner Seide abgesetzt. Die edle Verarbeitung wird im Detail erkennbar:

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Etwas früher als das obige Kleid, aber dennoch aus der Revolutionsära sind diese beiden Kleider aus England. Das linke Kleid besteht vollständig aus Baumwolle, teilweise bedruckt, teilweise bestickt. Das rechte Kleid ist aus bedrucktem Leinen, im Rücken mit Fischbein verstärkt, damit der Rock bauschig fällt. Der weiße Unterrock ist aus Musselin.





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